Wie wollen
Länder und Konzerne, Einzelne oder die Menschheit sich repräsentiert
sehen? Wer bestimmt darüber, wie sie repräsentiert werden?
Auf den Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts stand für das
Deutsche Reich ein Block aus Gussstahl der Firma Krupp, zu jeder Ausstellung
ein größerer. Zur Expo 2000 in Hannover zeigten die Deutschen
ein Wikingerschiff, die Gutenberg-Bibel und den ersten Benz. Buthan
zeigte Klöster, Nicaragua die Fähigkeit seiner Bewohner zu
Improvisation und Lebensfreude. Gabun, Ghana und Guyana zeigten Natur.
Im 19. Jahrhundert waren Ausstellungen die wichtigsten Orte öffentlicher
Selbstdarstellung von Unternehmen. Auch Siemens legte Wert auf publikumswirksame
Ausstellungsstücke. Auf der Industrie-Ausstellung in Mannheim 1880 wurde
der erste elektrische Fahrstuhl eingesetzt, um 8.000 Besucher auf einen Aussichtsturm
zu transportieren. Ein Jahr zuvor hatte auf der Berliner Gewerbeausstellung
die erste elektrische Eisenbahn großes Aufsehen erregt: Werner Siemens
schrieb zufrieden, die Eisenbahn mache „viel Spektakel“.
Zum 75jährigen Firmenjubiläum 1922 richtete Siemens im Hauptverwaltungsgebäude
ein eigenes Museum ein. Es sollte der eigenen Belegschaft die Tradition des
Hauses vermitteln. Besonderer Wert wurde auf die Darstellung der betrieblichen
Wohlfahrtspflege gelegt.
In New York hat 1939 der Westinghouse-Konzern eine Zeitkapsel versenken
lassen, die im Jahr 6939 geöffnet werden und den Stand der Menschheit
im Jahr des Versenkens repräsentieren soll: Sie enthält Beispiele
für Gebrauchsgüter, Muster von Stoffen und Metallen, Zement,
Plastik, Asbest, Saatgut, Bücher, Geld, Mikrofilme und ein Mikroskop.
Das Raumschiff Pioneer 10 führt als Nachricht an außerirdische Lebewesen
eine goldene Scheibe mit sich, in die Zeichnungen von Mann und Frau eingeritzt
sind, zu der Größe des Raumschiffs in Beziehung gesetzt, außerdem
ein Wasserstoffatom, der Platz der Erde im Sonnensystem und der Platz der Sonne
im Weltraum. Für Voyager 1 wurde das Programm um Musik und Grußworte
in verschiedenen Sprachen erweitert.
Es ist nicht nur interessant, was ausgewählt wird, um eine Gruppe,
eine Nation oder die Menschheit darzustellen, sondern auch, wessen
Zuständigkeit man das Auswählen unterstellt. Wer hat die
Möglichkeit, das Bild zu prägen, das andere von einer Gruppe
haben? Was wird aufgehoben und bestimmt die Erinnerung?
Der deutsche Pavillon bei der Biennale von Venedig beispielsweise gilt als
Angelegenheit des Auswärtigen Amtes. Für Weltausstellungen werden
von den ausstellenden Ländern Abteilungsgeneralkommissäre ernannt.
Im allgemeinen unterstehen sie den Wirtschaftsministerien. In manchen Ländern,
Buthan und Jordanien zum Beispiel, ernennen sich die Könige zu Abteilungsgeneralkommissären
ihrer Länder. |